Nur noch ein paar Minuten, ganz kurz noch…. alle waren wir aufgeregt, etwas nervös jedoch bereit – bereit, unsere Fasnacht mit dem «Ahösle» am Vorabend des Schmutzigen Donnerstags zu beginnen. Punkt 19:30h ging es los. Begleitet von den Jungguggern «Heidelärm» setzten wir uns Richtung Güggibueb in Bewegung. Erwartet wurden wir von einer unglaublichen Vielzahl von Villmergerinnen und Villmergern, welche uns frenetisch begrüssten. Wow, was für ein Empfang für uns. Nach kurzer Einstimmung ging der offizielle Teil los, welcher von unserem Präsidenten Christian Pfannstiel und Doris Siegrist-Suter moderiert wurde. Das Motto «De Hööchscht im Doorf» war bekannt und alle Augen richteten sich auf unseren Wagen, aus welchem die Stimmen kamen. Doch dann, die Scheinwerfer erblickten hoch oben auf unserer Kirche etwas – unseren Güggel, welcher sich langsam wieder ins Dunkel der Nacht verzog, um dann kurzum hinter dem Restaurant Güggibueb wieder aufzutauchen. Er stieg herab, um sich auf unserem eigenen Kirchturm auf dem Wagen niederzulassen. Gleichzeitig und dem aufmerksamen Zuschauer auffallend, wurde unser Güggibueb «aghöslet» und der Bevölkerung das erste Mal gezeigt. Mit grossem Applaus und untermalt von den Heidenlärm präsentierten wir 72er stolz «de Hööchscht im Doorf – euse Güggel!». Zum offiziellen Abschluss wurde von Ursi Brunner das Gedicht von Robert Stäger noch zum Besten gegeben, auf welchem unser Motto beruht. Somit war der offizielle Teil vorbei. Mit einer Stärkung, welche wir noch verteilten, durchmischten wir 47 Jahrgänger-Güggel uns mit den begeisterten Anwesenden und genossen das Bad in der Menschenmenge und liessen uns feiern.
Schmutziger Donnerstag – punkt 4:00h morgens in der Früh – Ein KNALL! – Jetzt war sie gekommen, die Zeit zum Güggen von uns 72ern. Begleitet von den Heid-Heid Taktgebern marschierten wir, gefolgt von einigen Kindern mit Eltern und weiteren begeisterten Güggern, los, um das noch verschlafene Villmergen zu wecken. Los ging es Richtung Büttikerstrasse, auf schmalem Pfade dem Hinterbach entlang zur Wohlerstrasse, weiter zum Bullenberg, mit einer Schlaufe über die Eichmatt, Moosweg und dann weiter über die Reben zurück über das Rebmattquartier und zur Dorfmattenstrasse. Weiter Richtung Schulweg und Hof wo wir eine feine Zwischenverpflegung von unserer Jahrgängerin Doris Duss und ihrer Familie serviert bekamen. Nach dieser Stärkung weckten wir die Bündtenstrasse, das Sagiwegquartier und marschierten die Brühlgasse hinauf, über die Schulhausstrasse, Rietenbergweg zurück auf die Unterdorfstrasse, am Dorfplatz vorbei hoch zum Ziel – unserem Fasnachtsfeuer. Als wir die Chaibengasse hochkamen, züngelte das Feuer bereits, dennoch zierte es sich noch etwas und brauchte etwas Nachhilfe unseres Feuerteams. Ein Highlight war auch der brennende 1972er Schriftzug neben dem Feuer. Oben angekommen, genossen wir alle die ergreifende Stimmung, das wärmende Feuer, ein Wienerli mit Brot und Punsch. Langsam setzte der Tag ein und tauchte den Himmel in ein magisches Morgenrot. Aufziehende Nebelschwaden machten die Stimmung nur noch mystischer und sorgten beim Einen oder Andern für Hühnerhaut. Es war bombastisch – bombastisch waren auch die kleinen Raketen, welche unser Güggel oben auf der Feuerspitze unter seinem Federkleid versteckte. Sie signalisierten uns pfeifend und knallend, dass unser Feuer nun den Höhepunkt erreicht hatte. Langsam löste sich die Gemeinschaft auf und wir gingen entlang dem Waldweg, geleitet von den Finnenkerzen, wieder sicher zurück ins Dorf und zum wohlverdienten Frühstück.
Gestärkt mit Speis und Trank aus der Küche vom Freihof setzten wir Güggel uns mit unserem Wagen Richtung Dorfplatz in Bewegung. Um 9:00h war die offizielle Wagentaufe. Nach ein paar einleitenden und dankenden Worten vom Präsidenten tauften wir unseren Wagen mit Champagner auf den Namen «GÜGGEL-MOBIL». Danach ging es weiter mit einer güggenden Parade in die Raiffeisenbank, zur Apotheke und hoch zur Gemeindeverwaltung. Bei allen dreien hielten wir ein Ständchen und verdankten die Unterstützung und die Spende. Unser Korso zog weiter zum Seniorenzentrum, wo ein gemütlicher Apéro in der angenehm warmen Sonne auf uns wartete. So relaxten wir gemütlich bei bester Bewirtung durch die Mitarbeiterinnen. Schon bald stand der nächste Termin an – die offizielle Fotosession bei der Kirche.
Danach hatten wir ein paar Stunden zur freien Verfügung, bevor ein weiteres Highlight, die Nussgipfel Verteilete auf dem Dorfplatz losging. Vom Güggibueb herkommend, waren wir wiederum über die grosse Menschenmenge erstaunt. Kaum ein Platz blieb frei. Die Bevölkerung genoss bei frühlingshaftem Wetter unbeschwerte Stunden, untermalt vom Konzert der Heid-Heid. Die Kinder erfreuten sich am Nussgipfel und am Herumtollen in fasnächtlicher Stimmung. Was für ein herrlicher Nachmittag.
Langsam leerte sich der Dorfplatz und wir fanden uns im Restaurant Toscana ein, wo wir mit einem italienischen Nachtessen verwöhnt wurden. Wir Güggel lauschten danach noch dem Guggen-Platzkonzert bei der Kirche, um danach in verschiedenen Beizen und zum Schluss im Güggibueb bis in die frühen Morgenstunden zu feiern.
Schon stand der Freitag vor der Türe. Nach einigen Regenschauern lachte wiederum die Sonne mit ihren wärmenden Strahlen. Dies freute uns, denn wir hatten uns bei der Restglut vom Feuer eingefunden, um eine Wurst zu bräteln. Mit musikalischer Untermalung von Marcel Brühlmann, welcher nebst der Filmkamera auch die Gitarre mitbrachte, hörten wir andächtig seinen Liedern und nahmen die Stimmung nochmals auf. Sehr emotional dieser Moment und einige verdrückten eine Träne der Ergriffenheit und Dankbarkeit, dass wir bis zum jetzigen Zeitpunkt eine so tolle und stimmungsvolle Zeit hatten. Der Ausklang fand wiederum im Güggibueb bei einem feinen Kafi statt.
Bedingt durch die noch eingeschränkten Möglichkeiten in unserer Post-Pandemie-Zeit erfreuten wir uns, dass wir von den Heuröpfeler Sarmenstorf offiziell an ihren Ball eingeladen wurden. So konnten wir einen wunderbaren Fasnachtsball bis gegen Morgen feiern. Die Stimmung war, wie immer, wenn wir 72er unterwegs sind, ausgelassen und toll.
Der Fasnachtssamstag gestaltete sich ruhig und ohne festes Programm. Einige 72er-Hüte sah man bereits am Guggenspektakel der Tinitus. Offiziell versammelten wir uns erst zum gemeinsamen Nachtessen und gemütlichen Beisammensein in der Braui. So hatten wir die Gelegenheit, das erlebte der letzten Tage setzen zu lassen, uns auszutauschen und um uns für die kommenden Tage zu stärken.
Es war Sonntagnachmittag und da waren wir wieder – wir 72er Güggel – die Höchsten im Dorf. Mit unserem Güggel-Mobil und unsern Güggis mischten wir uns nach unserem Auftritt und einem Geburtstagsständchen für unseren Güggel Julia Koch unter die Bevölkerung und genossen den Tag, bei weiterhin unbeschreiblichem Wetter und entsprechender Stimmung.
Nach einem kurzen Abstecher ins Toscana hörten wir auf dem Dorfplatz schon wieder einen «Heidenlärm»! Das war unser Zeichen und wir hatten noch ein paar tolle Momente der Ausgelassenheit, bis der Bus kam, welcher uns zum Restaurant Bahnhof und unserem Nachtessen brachte. Auch hier wurden wir wieder sehr verwöhnt. Zurück im Dorf verbrachten wir noch heitere Stunden im extra für uns geöffneten Güggibueb. «Leider gehen diese immer zu schnell vorbei, denn es war schon kurz nach Drei und somit gingen wir langsam hei!»
Unsere Fasnacht neigte sich langsam, aber sicher dem Ende entgegen. Am Montag stand noch ein Besuch im Seniorenzentrum mit einem feinen Gulasch und einer Abwechslung für unsere lieben Senioren auf dem Programm. Am Dienstag blieb nur noch das Abhösle und die Auslumpete auf unserer Liste übrig. Darauf freuten wir uns nochmals sehr, wie auch auf das Abschluss-Nachtessen in der Kajüte. Wenn ihr das lest, ist sie vorbei, unsere 72er Fasnacht und «de Hööchscht im Doorf» ist wieder dort, wo er hingehört. Sie war unglaublich, magisch, emotional und einfach einmalig. Wir werden für immer davon zehren und uns Geschichten erzählen …und wer weiss, vielleicht trifft man ja plötzlich an einer kommenden Fasnacht wieder einen Güggel an! (Text: Markus Weibel)